Aufbruch

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat Sony ihre neue Konsole, die Playstation 4, angekündigt. Da etliche Seiten fachkundig berichten, z.B. diese, hier nur ganz grob die wichtigsten Punkte:

– Sony betreibt Facebookisierung: Es wird diverse neue online-Funktionen geben, so dass man Inhalte mit Freunden oder sonst wem teilen kann, sich von ihnen übers Netz beim Zocken helfen lassen kann und so weiter

– generell ist die Vernetzung großes Thema: man kann Titel online probespielen, auf andere Plattformen wie die PS Vita übertragen etc.

– die Konstruktion der Hardware ist PC-lastiger als noch bei der PS3, was Entwicklern entgegen kommen wird – deutlich mehr Rechenpower ist ja selbstverständlich, erste Eindrücke vermitteln aber wohl keinen Quantensprung

– der neue Controller ist u.a. mit einem Touchpad ausgestattet, was an die Wii U erinnert, und wird im Zusammenspiel mit der zur PS4 gehörenden Kamera wohl zum räumlichen Spielerlebnis beitragen, Stichwort Bewegungs- und Standorterkennung

– voraussichtlich wird die neue Konsole Ende 2013 erscheinen (ob auch schon in Europa, ist eine andere Frage), der Preis ist noch unbekannt

Der Wechsel zur neuen Konsolengeneration ist jetzt also in vollem Gange. Nintendo hat diesmal mit der Wii U den Anfang gemacht, Microsoft wird sicher bald die nächste Xbox enthüllen. Andere Player gibt es zur Zeit nicht. In der Welt der Videospiele markiert so ein Umbruch immer einen völligen Neuanfang. Die Vorgängermodelle verschwinden langsam aber sicher und fristen ein Nischendasein. Und mit ihnen natürlich ihre Spiele. (Die Playstation 2 ist eine Ausnahme, deren Software man z.T. immer noch in Geschäften zu Gesicht bekommt.) Abwärtskompatibilität wird gerne stiefmütterlich behandelt. Neue Spiele und neues Zubehör füllen also die Regale und ihre Qualität entscheidet mit darüber, welches der neuen Systeme Marktführer wird. Schnelligkeit wurde in diesem Rennen bisher selten belohnt, diesbezüglich kann Nintendos Frühstart verwundern. Besonders erfolgreich soll die Wii U noch nicht sein. Sie ist aber, wie die Wii vor ihr, durch die eigenständige Konzeption auch nur bedingt mit der Konkurrenz von Sony und Microsoft vergleichbar.

Für Konsolenfans gibt es kaum größere Ereignisse als die Einführung neuer Systeme. Geschichten wie die, dass der Verkaufsstart des zum Klassiker gewordenen Super Nintendos in Japan auf ein Wochenende gelegt wurde, um Schüler vom Schwänzen abzuhalten, tragen entsprechend zur Legendenbildung bei. Heutzutage kennt man die Bilder von vor dem Laden campierenden Kunden ja auch von Apple-Produkten. Was Konsolenveröffentlichungen aber doch besonders macht, ist die vergleichsweise lange Lebensdauer der Systeme, mit denen kein Handy mithalten kann. Die Playstation 3 wurde im November 2006 veröffentlicht – knapp sechseinhalb Jahre später erfolgte nun erst die Ankündigung des Nachfolgers.

Und warum freut man sich so darauf? Als Kind erlebte ich die Aussicht auf eine neue Konsolengeneration wie die Aussicht auf eine unbekannte neue Welt, in der alles anders, größer, schöner und besser ist. Vielleicht war der andauernde Fortschritt noch nicht so allgegenwärtig, vielleicht ist das auch nur nostalgische Verklärung, aber die Grafik des SNES und die Knöpfevielfalt auf dem Joypad beeindruckten mich damals völlig. Klar, Kindsein unterstützt die Begeisterungsfähigkeit. Heute ist man jedenfalls irgendwie schon auf die Verbesserungen vorbereitet. Es sei denn, es sind wirklich neuartige Konzepte, wie sie Nintendo mit der Wii bot.

Für mich ist Retro allerdings irgendwann auch ein wichtiges Thema geworden. Unter diesem Gesichtspunkt stehe ich manchen Neuerungen, vor allem im Hinblick auf die Online-Funktionen, noch skeptisch gegenüber. Ich schätze den Arcade-Charakter von Videospielen, sprich das Spielhallenmäßige. Geldeinwerfen/Anschalten, actionjackson. Ohne notwendiges Studium von Ratgebern, ohne Internet, Updates, Downloads etc. Ein Blick auf meine retrolastigen Spielekäufe der letzten Zeit (16 Bit-Spielesammlungen, 2D-Beat ‚em Ups etc.) spricht Bände. Gespannt bin ich trotzdem, wie die Zockzukunft wird. Retro schön und gut, aber der Entdecker irgendwo in uns blickt immer nach vorne. Neue Welten wollen wir letztlich alle sehen.

Spielhallenträume

Neo Geo. Diese zwei kleinen Worte verursachen bei vielen Videospielern, die Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger aktiv waren, wohlige Schauer. Damals konnte man entweder am Automaten in der Spielhalle zocken (in Deutschland durch die häufige Kombination mit Glücksspielen für Jugendliche teils schwierig) oder an der Konsole zuhause. Die gängigen Heimkonsolen, vor allem das Sega Mega Drive und das SNES, konnten leistungstechnisch aber nicht mit den Arcadetiteln mithalten.

Bis auf das Neo Geo AES. Diese Konsole von SNK brachte die Action der Automaten 1:1 nach Hause. SNK veröffentlichte systemexklusive Titel, spielhallenbedingt meist actionlastig. Vor allem Beat ‚em ups wurden zum Markenzeichen, etwa die Art of Fighting-Reihe. Deren bildschirmfüllende Grafikpracht ließ die heimischen Sprites der Konkurrenz dünn dastehen. Ursprünglich war das System nur zum Verleih für Videotheken gedacht, kam dann aber doch freiverkäuflich auf den Markt. Dass es nicht annähernd die Verbreitung der beiden oben genannten 16 Bit-Konsolen erreichte, lag am hohen Preis von Hard- und Software. Da landete mal eben im vierstelligen DM-Bereich, wer sich die edle Maschine mit dem wuchtigen Joyboard zulegen wollte. Games waren nicht inklusive. Für spielfreudige Normalkids war das so unerreichbar wie ein funktionierendes Laserschwert. Das gelegentliche Zocken von King Of Fighters in einer Videothek entfachte in mir Besitzes-Träume, die unerfüllbar bleiben mussten.

Bis jetzt! Aus Sammlergründen ist das origniale Neo Geo auch heute noch unerschwinglich, die raren Module sind auf dem Gebrauchtmarkt sogar eher teurer geworden. Aber SNK Playmore hat für den 6. Dezember 2012 ein weiteres Kapitel der Neo Geo-Geschichte angekündigt. (Die restlichen wie Neo Geo CD bleiben hier außen vor.) Das Neo Geo X ist ein Handheld, auf dem 20 der alten Spiele vorinstalliert sind und das per SD-Karten mit weiteren Titeln vergangener Tage versorgt werden soll. In einem Bundle sind zusätzlich eine im Look des alten AES gehaltene Dockingstation enthalten, über die man die mobile Konsole per HDMI an den TV anschließen kann, sowie ein Controller, der sich am damaligen Design orientiert. Also wird man die Actionkracher nicht nur unterwegs auf einem 4’3-Display, sondern auch stilecht am heimischen Fernseher spielen können – der (kleine) Traum wird wahr!

Gut, der Traum ist auch in die Jahre gekommen. Die Evolution der Videospiele ist vorangeschritten und hat den Stand des Neo Geos weit hinter sich gelassen. Andererseits altert hübsche 2D-Grafik längst nicht so drastisch wie es in der seit der PS 1 dominant gewordenen dritten Dimension der Fall ist. Die betagten Titel müssten also auch für heutige Augen noch okay aussehen. Hoffe ich zumindest. Auch dass die Verarbeitung und andere Kleinigkeiten stimmen. Denn der angekündigte empfohlene Preis ist trotz des Leistungsumfangs (der damals etwa drei durchschnittliche Monatsgehälter schwer gewesen wäre) eigentlich nicht ganz so retro – im Fall vom Neo Geo aber dann eben doch. Kann einen halt teuer zu stehen kommen, wenn der Konsum die Träume macht. Die dunkle Seite des Pop? Ich will’s haben… 

15 Sekunden bis zum Tod

Ich bin auf dieses kleine Browsergame über einen Artikel von Spiegel Online gestoßen. Toll, dass mit so einer einfachen Idee, einer extrem reduzierten grafischen Darstellung und Steuerung (zwei Tasten) und einem treibenden elektronischen Soundtrack ein so intensives Spielerlebnis kreiert wird.

Das „game over“ ertönt rasend schnell (gute 15 Sekunden sind gerade mal mein bisheriger Rekord), besonders lange am Stück kann zumindest ich mich nicht mit Hexagon beschäftigen, aber gemessen an der Anzahl an Versuchen ist es ein extrem motivierendes Spiel. Digitale Kunst.