Luke, I Am Your Shark!

Nicht naheliegende Verbindungen sind oft reizvoll. Finde ich zumindest – auf dieser Seite dominieren etwa typische Nerdthemen, garniert mit Ausflügen zu alternativer Musik und anderen Bereichen, vereint unter dem vielschichtigen Dach der Popkultur.

Auf eine solche Verbindung möchte ich heute hinweisen, wenn auch eher eine indirekte. Star Wars Union veröffentlichte ein Exklusivinterview mit Craig Boliver, dem Chef des Labels I Am Shark, das sich auf Schallplatten spezialisiert hat. Der 24-jährige organisiert Touren für Punkrock- und Indie-Kapellen und vertreibt auf seinem Label entsprechend LPs solcher Bands. Aktuelles Projekt aber: Eine Soundtrack-LP zu Star Wars Episode I. Die Episoden II und III sollen folgen. Warum das alles? Craig wollte auch Filmmusik im Angbot haben und sei schon immer Star Wars-Fan gewesen.

Alles weitere kann man auf SWU nachlesen, ich wollte nur auf diesen meines Erachtens schönen Gegensatz hinweisen: Das kleine Independent-Schallplattenlabel, das eine Liaison mit dem Krieg der Sterne eingeht. Ich glaube Craig, dass er aus Leidenschaft handelt.

neuer Hedonismus

Das Mischen von Musikstilen im Verhältnis ca. 1:1 ist so eine Sache. Kann zu großem Erfolg der neuen Richtung führen (z.B. Ska-Punk und noch viel mehr Nu-Metal), der aber schon bald wieder abebbt und eine von Uncoolnes vertrocknete Szene zurücklässt, die in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Das Aneignen von Elementen aus anderen Stilen ist eher haltbar. Je nachdem entsteht nur eine neue Spielart des bekannten Genres. Grob gesagt: Die melodiösen Gesänge des Pop machen aus Punk überraschenderweise Pop-Punk, Geschwindigkeit und Aggressivität des Punk aus Rockabilly Psychobilly. Metal kann mit Country angereichert werden und so weiter. Sehr subtile Einflüsse erkennen dann nur noch musikgeschichtlich geschulte Ohren.

Jaya The Cat haben nicht den ganz großen Erfolg, um eine neue Szene zu gründen, übermäßig originell ist ihr Ding ja auch gar nicht. Trotzdem gibt es nicht viele, die so und vor allem so gut klingen wie sie; zumindest kenne ich nicht viele. Offbeat und Rock gibt es oft zusammen, vor allem in der schnellen Variante des Ska-Punk oder Skacore. Jaya verlangsamen das Ganze häufig, verzichten auf Bläser und bringen viel bassgenährten Groove rein, vermengen dreckigen Rock mit Rootsreggae und Punk-Attitüde. Weitere Zutaten werden spärlich, aber effektiv eingesetzt. Ein Schuss Hip Hop oder ein Metal-Riff hier und da verdicken den Mix. Ansonsten gibt der Ska-Beat das Tempo an, dank rotzig-charismatischer Jägermeisterstimme dann in Richtung Hardcore statt klarem Pop. Die oft süßlichen Melodien bleiben trotzdem gerne kleben und die Jägermeisterstimme kann auch erstaunlich gefühlvoll; zuweilen wird’s gar hymnenhaft.

Zum Einordnen: Mehr Reggae als Rancid, weniger Ska als The Mighty Mighty Bosstones, also vielleicht irgendwo dazwischen, gesanglich halt auch ähnlich, nur schöner/cooler. Geoff Lagadec ist generell Sirene und Steuermann seiner Band in einem, der trotz Sonnenbrille den Kurs hält zwischen Mitglieder-, Standort- und Labelwechsel. In den Nullerjahren verschlug es die US-Truppe dauerhaft nach Amsterdam, von wo aus sie erfreulich oft nach Deutschland touren und Clubs zum Brodeln bringen.

Momentan zählt das Werk fünf Alben, vier aus dem Studio, eins live mitgeschnitten. Das aktuelle heißt „The new international sound of hedonism“, als Single wurde „And here comes the drums“ ausgekoppelt. Ganz anders ist es zum Glück nicht geworden, wozu denn. Etwas leichter vielleicht und sicher reggaelastiger. Hier und da blitzt ein neues Instrument hervor, mal wird es funkiger, mal ruhiger und gefühlvoller denn je zuvor. Mancher meint jetzt erwachsener sagen zu müssen. Nicht jeder Track verdient Lobesgeschrei; eine reine Hitfabrik waren sie eh noch nie. Aber das Album lässt sich gerne wiederholt anhören, bleibt häppchenweise hängen und bereitet dabei viel Freude.

Wem die Mische zusagt, kann sich auch die anderen Alben bedenkenlos geben. Der Rest tanzt beim Konzert trotzdem mit. 

Tony Sly

Das hier kommt leider viel zu spät. Irgendwie habe ich es im Sommer geschafft, eine traurige Nachricht nicht mitzubekommen: Tony Sly ist am 31. Juli 2012 gestorben. Er wurde 41 Jahre alt, hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Tony war Sänger und Gitarrist der Punkrock Band No Use For A Name. Daneben trat er unter anderem auch als Solokünstler im Singer/Songwriter-Bereich in Erscheinung. Vor allem das Splitalbum Acoustic, das er sich mit Joey Cape von Lagwagon teilte, war wichtig für mich. Die beiden Helden der kalifornischen Skatepunk-Szene trugen auf ihm je fünf Songs ihrer Hauptbands sowie einen zusätzlichen neuen vor, alles im rein akustischen Gewand und somit ganz anders, als man es gewohnt war.

Skatepunk/Melodycore oder einfach Melodic Punkrock (die Grenzen sind fließend) war eine der dominierenden Musikrichtungen in meinem Freundeskreis in den Neunzigern und darüber hinaus. Für manchen blieb es die große Liebe. Ich selbst bin kein Experte der Szene geworden, Skatepunk ist aber so etwas wie die Basis meiner Musiksammlung und Vorlieben.

No Use For A Name waren eine der wichtigsten Bands dieser Stilrichtung. Zusammen mit NOFX und Lagwagon bildeten sie die Speerspitze des tonangebenden Labels Fat Wreck Chords. Tonys charismatische Stimme machte aus den hochmelodischen Songs poppige Ohrwürmer, legte die oft melancholischen Texte souverän über das blitzschnelle Spiel von Gitarre, Bass und Schlagzeug.

Auf dem erwähnten Acoustic reduzierte er die Songs auf ihre Essenz, verdeutlichte so die Qualität seines Songwritings eindrücklich. Herzberührende, sehr ruhige Stücke. Das Album fand in meinem Bekanntenkreis auch viele weniger rockaffine Liebhaber.

Seit diesem Jahr gibt es mit Vol. 2 einen Nachfolger, den ich mir erst jetzt bestellt habe. Durch Tonys Tod wird es ein etwas bedrückender Genuss – Erinnerung an die alte Zeit, Trauer um einen ihrer Helden.

Mach’s gut, Tony.

[Mehr zu dem Thema und der möglichen Todesursache z.B. hier oder hier.]

Klaus Glas – Ein Mann, 15 Kölsch

Vor 11 Tagen hat die Session begonnen, daher: Vorhang auf für Klaus Glas, einen Mann, der wohl die Welt retten könnte, wenn er es wollte. Stattdessen verwendet er all seine Energie auf ein ähnlich hehres Ziel, dem Huldigen der kölschen Kultur, vornehmlich der Trinkkultur. Klaus Glas stellt sich den Theken Kölns im Kreuzzug für das helle Obergärige.

Okay, genug des Werbesprechs, bis zum nächsten Absatz zumindest. Der Sänger, in einem anderen Genre seit langem etabliert, ist zugegebenermaßen ein Freund von mir – was aber zum Glück nix daran ändert, dass er eine schöne Hymne komponiert hat. Auch empfehlen möchte ich den aufschlussreichen Test, den man auf seiner Seite absolvieren kann.

Als geborener Bühnenmensch hat Klaus Glas an Gitarre und Mikro alles im Griff, auch ohne holzhämmernde Tusch-Unterstützung. Im Zusammenspiel mit Kommando Mundart erweitert sich das brühl-kölsche Repertoire um weitere Kneipen-Perlen. Wat für’s Hätz! 

John Williams ist DER Mann

Aufgerundet 18 Millionen Leute – wenn so viele ein YouTube-Video anklicken, könnte es interessant sein. Wenn die Musik von John Williams dabei eine Rolle spielt, ist es auf jeden Fall für mich interessant.

Macher und Gesicht-im-Clip Corey Vidal vereint große Filmsoundtracks zu einem sehr unterhaltsamen, von der Gruppe Moosebutter gesungenen a capella-Medley. Und das noch mit einem Krieg der Sterne-Text: anklicken!

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=lk5_OSsawz4]
Und wo wir schon dabei sind: Hier ein weiterer absoluter Star Wars-Kracher

San Francisco Sound

Musik ist eine der schönsten, vielfältigsten und zugänglichsten Sachen der Welt. Man muss sich nur entscheiden, was man hören will und auf welchem Wege. Gegen kostenlos in Kombination mit legal hat sicher niemand was einzuwenden, und genau das ist das Angebot von somafm.com – einer der Seiten, für die man das Internet lieben muss.

SomaFM ist ein in San Francisco sitzendes Webradio mit zahlreichen Sendern oder Stationen, Kanälen, wie immer man sagen will. Auf allen wird werbefrei und nonstop ziemlich gute Musik gespielt. Der Schwerpunkt liegt auf elektronischen Sachen, z.B. der Space Station mit ihren chilligen Weltraumklängen. Es gibt aber auch herrlichen (Trinker-)Country, Indie-Pop und Indie-Rock und World und mehr. Jeweils zusammengestellt von fähigen DJs.

Da steckt eine Menge Herzblut der Macher drin, keine Frage. Und für die ist es dann doch nicht kostenlos. Deshalb bitten sie (unaufdringlich) um Spenden, die man ihnen auch durch den Kauf von SomaFM-Shirts, -Pullis oder -Tassen zuführen kann. Dass das schon einige Leute gemacht haben, beweist die Fotogalerie mit fröhlichen Shirt-Trägern aller Art.

SomaFM ist eines dieser Projekte, von denen man sonst träumt und sie sich vergeblich wünscht. Von wegen: Wäre das toll, wenn jemand xy auf die Beine stellen würde, da ging ich sofort hin… oder so. Wo man einfach denkt, yeah, super Sache.

Als jahrelanger Gelegenheitsnutzer hab ich jetzt endlich was gespendet. Eine Kulturlandschaft mit lauter solchen Yeah-Projekten, das wär’s doch… Ein bisschen was kann man dafür ja tun.