Trash!

Die Popkultur, egal in welchem Medium, ist vielfältig, inhaltlich wie qualitativ. Manches wird als Kunst bewertet, vieles ist Durchschnitt – und dann gibt es noch die Niederungen des Trash. Trash ist in seiner geistigen Anspruchslosigkeit oft grottenschlecht und nervt, diese Grottigkeit kann aber zuweilen auch viel Charme entwickeln, z.B. durch unfreiwillige Komik. Gut, dieser Charme ist schon eher selten. Und vor allem Geschmackssache.

Ein kurzer Streifzug durch meine Vor- und Nachlieben:

Bei Musik bin ich wenig trash-empfänglich. Ballermannhits und co. z.B. landen in meiner Wahrnehmung auf dem Geschmacksmüll. Ist natürlich ein unendlich weites Feld, um darüber zu diskutieren. Nur so viel: Es reicht mir nicht, wenn Musik sauber produziert ist. Ein Mindestmaß (bzw. mein Mindestmaß) an Anspruch – mir fällt bisher nix Besseres ein – muss wohl sein. Anspruch an Aussage, Komplexität, Coolness, Härte, Gefühl, irgendwie sowas halt. Humor allein kann da selten punkten. Bleibt mir wohl nichts übrig, als Peter Maffay zuzustimmen: kein Klamauk.

Literatur. Schwerer zugänglich als Musik aber wahrscheinlich nicht ärmer an Trash. Viele würden etwa Groschenromane pauschal dazuzählen. Muss man nicht groß denken, einfach runterlesen. Hier gibt es dann schon Exemplare, denen ich was abgewinnen kann. Toll z.B., als wir mit ein paar Leuten skurrile Szenen aus der Westernreihe Lassiter gelesen und dann darstellerisch umgesetzt haben. War so von den Machern kaum gedacht, aber Hauptsache Freude am Werk, behaupte ich mal. Oder Perry Rhodan. Dieses seit Jahrzehnten wachsende zigtausendseitige Werk ist schon was Besonderes, allein durch die inhaltliche, jahrtausendeumspannende Kontinuität. Der zusammenhaltende Handlunsgbogen grenzt Perry Rhodan und vergleichbare Sci-Fi Epen klar von Ärzte-Romanen und was es noch so am Kiosk gibt ab. Ich kenne nur einen winzigen Bruchteil der Rhodan-Welt. Wirklich schlecht war der immerhin nicht. Bei so einem gewaltigen Umfang an Heftromanen gibt es natürlich bessere und schlechtere. Grobes Fazit: Braucht man keine Angst vor zu haben.

Im Film fällt die Kategorisierung vielleicht am leichtesten. B-Movies, billig und schnell runtergekurbelte Horror-, Sci-Fi- oder Actionstreifen, werden meistens als Trash bezeichnet. Dennoch können solche Sachen auch liebevoll produziert sein, die Liebe ist vielleicht nur nicht besonders augenscheinlich. Hier gibt es auf jeden Fall großes Kultpotenzial. Langeweile ist der größte Feind des Trash-Freundes, ansonsten ist fast alles erlaubt. Völlig abstruse Geschichten mit lächerlichen Effekten und z.B. überzeichneter Gewalt können für Stimmung sorgen – müssen aber natürlich nicht. Der Trash-Faktor lässt sich auch nicht am Budget festmachen. Von ganz billig (z.B. diese bekloppten Werke) bis hin zum Edeltrash geht die Spannweite und entsprechend die Diskussionsbreite. Die Crank-Reihe würde ich als Top-Trash aus dem gehobenen Mittelfeld bezeichnen. Fluch der Karibik wäre dann Trash der teuersten und erfolgreichsten Art. Und Bud Spencer hat den Nostalgie-Bonus.

Fernsehen gibt es natürlich noch. Scripted Reality reiht sich dabei ganz vorne ein und räumt den Trash-Preis ab. Damit kann es sich dann bitte in die Ecke stellen und schweigen. Müsste vielleicht mal selber sowas schreiben, um irgendeinen Draht dazu zu entwickeln. Da widerspricht doch keiner, oder? Echter Schrott. Etwas mehr Chancen haben bei mir Shows. Die sind meistens überflüssig und bekloppt, aber aus irgendwelchen Gründen z.T. doch unterhaltsam. Ja, das Dschungelcamp und Konsorten, Wetten dass… auch. Die Sachen, für die man sich schämt, weil man doch mal reinguckt. Kann seine Momente haben. Allerdings würde ich nicht eine Minute Lost für alle Staffeln Dschungelcamp hergeben.

Führt das alles jetzt noch zu irgendwas? Muss ja eigentlich nicht. Wenn überhaupt, dann zu einer dem Thema angemessen banalen Erkenntnis: Trash zu mögen ist nicht schlimm. Kann unterhaltsam sein, kann in seinem Irrsinn sogar inspirierend sein, sei es nur zu einem spontanen Theaterstück…

…und ach so: Trash braucht natürlich die hochwertigen Gegenstücke, um sich als Trash definieren zu können – ist klar.