Rezension: Larrikins – Für die, die geblieben sind

Deutschrock, Punkrock, Metal, Poprock und auch Ska und Rap? Was ist das hier? Nun, was ist es nicht? Spoiler: Langweilig! Aber der Reihe nach. Die Larrikins aus Deutschlands Norden legen mit Für die, die geblieben sind ihr viertes Album vor und können mittlerweile auf eine gewachsene Fanbase, zahlreiche Konzerte und Touren mit großen Namen – zusammengefasst 18 Jahre Bandgeschichte zurückblicken.

Zeit genug, dass sich tiefgehende Gedanken formen konnten, die die Band im Rahmen von zwölf Songs veröffentlicht. Thematisch dreht es sich mehr um die fordernden Seiten des Lebens als feuchtfröhliche Punkrockpartys. Drauflosgerockt wird zwar, Wut, Melancholie und Ernsthaftigkeit nehmen aber nicht nur in den Texten viel Raum ein, etwa in Zeuge einer Zeit, dessen Komposition durch erhabene Epik den passenden Rahmen für das Thema Fremdenfeindlichkeit bietet und das mit 6:18 Minuten das längste Stück des Albums ist.

Das folgende Rastlos ist eine Hymne vor allem über die eigene Sozialisation und exemplarisch für die Fähigkeit der Larrikins, bewegende Melodien in raumgreifende Arrangements zu verpacken, die es mit den späten Werken der Toten Hosen aufnehmen können. Auch der Opener Kettenkarussell stellt großes Blockbusterkino dar. Die musikalische Bandbreite ist aber, wie eingangs angeteasert, größer als das:

In Polaroid wird eine Strophe gerappt, Mit dem Rücken zur Wand ist eine starke Ska-Punk-Nummer. Metallische Riffs etwa im schön schnellen Rachetränen lassen den Körper rhythmisch zucken, mehrstimmige Singalongs allerorten freuen das Punkerherz. Leider gibt es mit Geteiltes Leid auch eine aufs Mainstreamradio schielende Ballade, die ein wenig an die unsäglichen Revolverheld erinnert. An den Lyrics gibt es jedoch nichts zu beanstanden.

Eine schönere Assoziation sind die Broilers, die ja mittlerweile auch eine gerne gefällige Mischung verschiedener Rockstile auf Punkbasis mit ausgiebigen Ausflügen in ruhigere Gefilde spielen, jedoch geradliniger texten. Die Larrikins sind vielleicht etwas weniger mitreißend, dafür tiefgründiger. Parallelen zu weiteren Bands ließen sich aufzählen, sollen aber keinen Zweifel an der Eigenständigkeit der Nordlichter aus Mecklenburg-Vorpommern aufkommen lassen. Deren Bandgeschichte wird mit dem vorliegenden vierten Album erfolgreich fortschreiten.

Für die, die geblieben sind erscheint am 4. Oktober 2019 via Rügencore-Records/Cargo Records.

Foto: © Sophia Vogel