Rezension: Bring Me The Horizon – amo

Musik ist Kunst, klar. Kunst sollte frei von Konventionen sein. Schon weniger klar, aber ich behaupte es mal. Denn dadurch wird eine Sichtweise ermöglicht, die ich selber gar nicht unbedingt einnehme, die aber verbreitet ist: Dass Genre-Werke, etwa in Literatur oder eben Musik, weniger künstlerisch anspruchsvoll sind als Werke, die sich Kategorisierungen entziehen.

Bring Me The Horizon waren mal eine große Metalcore-Band. Böse Gitarren, Geschrei, auf die Fresse, teils mit Melodie, diese aus dem Hardcore entstandene, kürzlich modern gewesene Stilrichtung eben. Treue Anhänger jener Mixtur werden mit amo womöglich weniger Freude haben.

BMTH haben die Spielregeln des Metalcore gebrochen, viel mehr als zuvor bereits, und mit ihrem sechsten Album eine Songauswahl vorgelegt, die sich mannigfaltiger Einflüsse bedient: Pop, Synthie-Pop, Drum and Bass, Alternative, Rap und was weiß ich denn noch. Das können andere besser auseinanderanalysieren.

Herausheben kann man das breitbeinig riffende Mantra, das durch diverse Effekte trotzdem sehr computergepimpt daherkommt, den mit stampfendem Electrobeat treibenden Nihilist Blues, der nicht weiter vom Metalcore entfernt sein könnte und mit Rock (oder Blues) so gar nichts mehr zu tun hat sowie den pompös-bombastischen Rausschmeißer I Don’t Know What To Say, der noch mal von fast allem etwas bietet und balladeske Züge trägt.

Diese Vielfalt ist spannend. Wohl etwas zu spannend für den Radiomainstream (bis auf einzelne Ausnahmen – Morher Tongue etwa), aber oft deutlich dahinschielend. Pop, definitiv. Und viel mehr. Erwartungen haben keine Chance. Düstere Bässe walzen über liebliche Kinderchöre; rockende Gitarren werden von Electro-Spielereien werden von Rapeinlagen werden von Streichern abgelöst. Und so weiter.

Gefällt das alles denn? Eine Antwort fällt nicht leicht. Wer wie ich (momentan) eher auf bestimmte Stilarten fokussiert ist, sich in Genres vertieft, wird dem gefühlt konzeptlosen Album etwas ratlos gegenüberstehen. Manche Songs treffen einen Nerv, andere gehen auf selbige. Interessant ist es, gekonnt auch. Aber nicht meins. Jedenfalls nicht so ganz …

amo erschien am 25. Januar 2019.