Rezension: Jaya The Cat – O’Farrell

Backward

Gehen Jaya the Cat jetzt doch noch richtig durch die Decke? Da treten sie in Köln auf einmal nicht mehr wie gewohnt im überschaubaren Underground auf, sondern sind um die Ecke in der deutlich größeren Live Music Hall gebucht. Und dann wird noch eine neue Scheibe veröffentlicht, die aber gar nichts Neues, sondern das bisher unveröffentlichte „inoffizielle erste“ Album der Band beherbergt. Nachfrage ist also da.

Von einem Raketenstart kann man bei Jaya allerdings nicht sprechen – stattdessen beweist die Punk-Reggae-Band, dass ausdauerndes Spielen auf kleineren Bühnen und dazu das gelegentliche Veröffentlichen von Alben sich auszahlen kann. Das nun vom Label Ring of Fire vorgelegte Material wurde schon 1999 aufgenommen. Zwei Jahre später erblickte der offizielle Erstling Basement Style das Licht der Musikwelt. Weitere zwölf Jahre darauf scheinen Jaya The Cat also einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht zu haben – lauschen wir dagegen kurz den Klängen der Vergangenheit, die auf O’Farrell präsentiert werden.

Die wichtigste Erkenntnis: Die Jungs um Sänger und Gitarrist Geoff Lagadec konnten auch 1999 schon gute Musik schreiben, spielen und aufnehmen. (Damals allerdings noch in anderer Besetzung und statt in Amsterdam in San Francisco, wo Geoff wohl in der namensgebenden O’Farrell-Straße wohnte.) Alle 14 Songs sind unverkennbar Jaya, egal ob selbstgeschrieben oder gecovert (super: Misunderstood). Ihre geschmacksgebenden Zutaten waren auch damals Punkrock, Offbeat, Melodiösität und Geoffs kantige Stimme. Auf O’Farrell waren sie noch zum Teil im flotten Skabeat unterwegs, was ihnen heutzutage mal wieder gut stände. Auch wenn das für manche Ohren völlig absurd klingt: die Ska-Punk-Nummern kommen so frisch daher, als wäre diese Spielart nicht schon von tausendundeiner Juze-Bands an die Wand genudelt worden. Den lässigen Stil können Jaya halt sowohl schnell wie laid back.

Textlich muss man sich ebensowenig umstellen. Was natürlich auch damit zu tun hat, dass einige Songs auf dem inoffiziellen Debut danach regulär veröffentlicht wurden, beispielsweise der Mitgröhlkracher Forward. Die Versionen auf O’Farrell unterscheiden sich nur im Detail und sind erwartungsgemäß eher die zweite Wahl – was sie aber sicher nicht schlecht dastehen lässt. Man sollte diese Dopplung nur einkalkulieren, bevor man als Fan dann trotzdem zum Ergebnis kommt, dass man auch dieses Album besitzen will. Neulinge greifen bevorzugt zum tatsächlichen Debut.

Anspieltipp: Millennium, das einen im Titel an erfolgreich vergessene Zeiten erinnert und im Song mit diesen versöhnt.