Rezension: Broilers – Noir

Das genrebezeichnende Oi steckt nicht nur im Namen der Band aus Düsseldorf, diesmal ist es auch im Albumtitel. Unhörbar allerdings, fast wie die musikalische Prägung in den Stücken auf Noir.

Doch von vorn: Noir ist das sechste Studioalbum der Broilers und tritt die Nachfolge ihrer bisher erfolgreichsten Scheibe Santa Muerte von 2011 an. Konsequent hatte sich die Band in den letzten Jahren von den Oi-Punk-Wurzeln weg-, hin zu Ska-, Reggae-, Soul- und Rockabillyelementen bewegt. Unbeschadet blieben die griffig klugen Texte irgendwo zwischen Großstadtgrau und cineastischer Überhöhung. Zu hören war somit eine mitreißende Mischung aus Melodie, Poesie, Lässigkeit und einem guten Schuss Resthärte, getragen nicht zuletzt von Frontmann Sammys markanten Stimme.

Man konnte sich fragen, ob die Broilers auf Santa Muerte ihren Stil gefunden hatten oder ob sie sich weiterentwickeln würden. Nun, Stillstand ist nicht angesagt. Ihr Weg führt sie weiter in Richtung Indie-Pop, Stadion und mehr ruhigen Momenten. Wie zuletzt präsentieren sie dabei eine große Bandbreite. Gelegentlicher Offbeat, breite Gitarren, Punkrock, Bläser, Mitgröhlrefrains, all das gibt es noch. Neben der dicken Portion Pop halt. Vielleicht ist es dieser, der das Album weniger zupackend macht als das Vorangegangene. Viel waberndes Mid-Tempo zwischen Hoffnung und Melancholie. Dadurch perlt es anfangs am Hörer ab, der etwas ratlos zurückbleibt.

Um es ganz klar zu sagen: Ich habe mir einige Zeit mit dieser Rezension gelassen, um das Album wirklich wirken zu lassen. Es ist absolut hörenswert, offenbart seine Stärken tatsächlich zum Teil erst allmählich. Ich sehe es wie einen glänzend hübschen, neuen Zug an mir vorbeigleiten, winke ihm etwas wehmütig hinterher und steige dann in die ältere Santa Muerte-Dampflok.

Für mich persönlich hatten die Broilers auf dem Vorgängeralbum alles richtig gemacht, ihre Stärken und meine Vorlieben perfekt ausbalanciert. Das passte wie die Heilige zum Tod und klang auch so. Ich verliebte mich in jene 14 Songs von wilder Schönheit, die eine derart schwülstige Beschreibung keinesfalls verdient haben.

Mit Noir ziehen sie nun weiter und werden andere Herzen erobern. Ich bleibe ihnen zwar treu, sehne mich aber im Stillen zu diesem einen Album zurück, damals, als alles perfekt war.