Review: Tausend Rosen – Das kleine Schwarze

Österreich mal wieder. Nach wie vor gut für aufregende Popmusik. Bei hochdeutsch Sprechenden spielt da vielleicht auch der leicht exotisch anmutende Klang der Sprache mit rein. Ein bisschen anders halt. Dazu dieser Hauch Großspurigkeit, Wahnsinn oder Opulenz – ja klar, das war jetzt ne ordentliche Portion Klischee. Aber kommen wir zur Sache.

Das Alternative Rock-Album Das kleine Schwarze der Wiener Band Tausend Rosen teilt sich für mich in drei aufeinanderfolgende Teile: Den starken Anfang, drei bis vier Songs, die packen und fesseln. Markant natürlich die rau-intensive Stimme, die diese Runtergekommener-Kneipenhinterhof-Atmosphäre erzeugt. Das Gitarrenspiel ist dann die aufgehende Sonne, die die schroffe Szenerie in warmes Licht taucht. Und die Rhythmusgruppe der Restalkohol, der den Körper noch zappeln lässt. Oder so ähnlich. Egal: Groovt schön, macht Spaß, klingt oft süßlich und dabei doch irgendwie gefährlich, aber nicht zu sehr.

Dann der Mittelteil, bei dem teilweise dezente Katerstimmung aufkommt: Mehr Experimente und Varianten, weniger Wirkung. Kann gefallen oder nicht. Mir nicht so. Das Wetter als überlanges Intro zu Bergab ist z.B. wenig spannend. Bergab selbst dafür dem Namen entsprechend ordentlich treibend. Schlafes Bruder erinnert an eine dösig machende Schwindelattacke. Einzelne Elemente überzeugen bei allen Nummern, z.B. der Gesang in Tauchen oder das Nirvana-Zitat in Geh mit mir zhaus – okay, der ganze Song ist stark. Könnte höchstens etwas mehr Abwechslung vertragen oder einen Tick kürzer sein. Pingel-Modus aus.

Wirklich rund wird’s so oder so erneut am Ende: Alles was kommt, geht ist die langsam erwachende Lebensfreude nach dem Kater, die frische Luft, die den Dunst vertreibt und die Knochen neu in Schwung bringt, Es ist wahr die leicht schräge und überdrehte, aber ziemlich gute Idee, auf die man in diesem Zustand kommt.

Langweilig war’s auf jeden Fall nicht, auch wenn die Stimmung nicht durchgehend auf höchstem Niveau blieb. Zur nächsten Party geht man trotzdem wieder. Und wem das alles zu bildhaft war: Einfach mal reinhören!

Das kleine Schwarze erscheint, das passt ja, am 11.11.2022 via Preiser Records.

Copyright Michael Zöchling