Das Mischen von Musikstilen im Verhältnis ca. 1:1 ist so eine Sache. Kann zu großem Erfolg der neuen Richtung führen (z.B. Ska-Punk und noch viel mehr Nu-Metal), der aber schon bald wieder abebbt und eine von Uncoolnes vertrocknete Szene zurücklässt, die in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Das Aneignen von Elementen aus anderen Stilen ist eher haltbar. Je nachdem entsteht nur eine neue Spielart des bekannten Genres. Grob gesagt: Die melodiösen Gesänge des Pop machen aus Punk überraschenderweise Pop-Punk, Geschwindigkeit und Aggressivität des Punk aus Rockabilly Psychobilly. Metal kann mit Country angereichert werden und so weiter. Sehr subtile Einflüsse erkennen dann nur noch musikgeschichtlich geschulte Ohren.
Jaya The Cat haben nicht den ganz großen Erfolg, um eine neue Szene zu gründen, übermäßig originell ist ihr Ding ja auch gar nicht. Trotzdem gibt es nicht viele, die so und vor allem so gut klingen wie sie; zumindest kenne ich nicht viele. Offbeat und Rock gibt es oft zusammen, vor allem in der schnellen Variante des Ska-Punk oder Skacore. Jaya verlangsamen das Ganze häufig, verzichten auf Bläser und bringen viel bassgenährten Groove rein, vermengen dreckigen Rock mit Rootsreggae und Punk-Attitüde. Weitere Zutaten werden spärlich, aber effektiv eingesetzt. Ein Schuss Hip Hop oder ein Metal-Riff hier und da verdicken den Mix. Ansonsten gibt der Ska-Beat das Tempo an, dank rotzig-charismatischer Jägermeisterstimme dann in Richtung Hardcore statt klarem Pop. Die oft süßlichen Melodien bleiben trotzdem gerne kleben und die Jägermeisterstimme kann auch erstaunlich gefühlvoll; zuweilen wird’s gar hymnenhaft.
Zum Einordnen: Mehr Reggae als Rancid, weniger Ska als The Mighty Mighty Bosstones, also vielleicht irgendwo dazwischen, gesanglich halt auch ähnlich, nur schöner/cooler. Geoff Lagadec ist generell Sirene und Steuermann seiner Band in einem, der trotz Sonnenbrille den Kurs hält zwischen Mitglieder-, Standort- und Labelwechsel. In den Nullerjahren verschlug es die US-Truppe dauerhaft nach Amsterdam, von wo aus sie erfreulich oft nach Deutschland touren und Clubs zum Brodeln bringen.
Momentan zählt das Werk fünf Alben, vier aus dem Studio, eins live mitgeschnitten. Das aktuelle heißt „The new international sound of hedonism“, als Single wurde „And here comes the drums“ ausgekoppelt. Ganz anders ist es zum Glück nicht geworden, wozu denn. Etwas leichter vielleicht und sicher reggaelastiger. Hier und da blitzt ein neues Instrument hervor, mal wird es funkiger, mal ruhiger und gefühlvoller denn je zuvor. Mancher meint jetzt erwachsener sagen zu müssen. Nicht jeder Track verdient Lobesgeschrei; eine reine Hitfabrik waren sie eh noch nie. Aber das Album lässt sich gerne wiederholt anhören, bleibt häppchenweise hängen und bereitet dabei viel Freude.
Wem die Mische zusagt, kann sich auch die anderen Alben bedenkenlos geben. Der Rest tanzt beim Konzert trotzdem mit.