Eine der großen Errungenschaften des Kapitalismus sind Comicläden. Ganze Geschäfte nur für Comics! Ist doch irre. Okay, in den meisten oder wahrscheinlich allen Comicläden gibt es auch noch anderen Kram, der thematisch irgendwie nahe liegt: Poster, Actionfiguren, Magazine usw. Sammelkarten waren mal ganz groß, gibt’s die noch? Ich meine natürlich nicht die Panini-Sachen.
Na egal und müsste ich auch selbst wissen, bin schließlich regelmäßiger Kunde in so einem Fachgeschäft. Ich fühle mich da ein bisschen wie ein Kind in der Süßigkeitenabteilung. Alles so schön bunt und verlockend. Manche Comicläden haben einen eher punkigen Charme, was eigentlich ja viel cooler ist. Aber ich bleibe „meinem“ guten Laden treu, den ich hier einfach mal nennen will: Es ist der Bonner Comic Laden, der auf zwei Etagen alles bietet, was das große Comic-Reich und seine Nachbarländer hergeben, inklusive diesen Table-Top-Spielen wie Warhammer. So eine Auswahl ist auch nicht verkehrt, wenn man mal ein schönes Geschenk sucht. Tipp am Rande: Die Nicht Lustig-Bände. Kann man sich hier kostenlos angucken.
Dass ich den Bonner Comic Laden sehr mag, ist nicht der einzige Grund, aus dem ich die Werbetrommel rühre. Wichtiger ist Folgendes: Wenn ich es richtig beobachtet habe, gab es vor einigen Jahren noch deutlich mehr Comicgeschäfte. Die besten haben wahrscheinlich überlebt, aber es ist schade, dass die Auswahl kleiner wird. Natürlich bekommt man Comics auch in großen Buchhandlungen, am Bahnhof, Kiosk und im Internet, aber das ist nicht annähernd das Gleiche wie bei den Spezialisten. Wie wohl bei allen Fachgeschäften gibt es in diesen Ballungszentren der Popkultur eine Reihe von Vorzügen: Das Angebot ist, abgesehen vom Internet, deutlich größer. In guten Comicläden gibt es meist neben den deutschen und ins Deutsche übersetzten Comics einige US-Originalausgaben. Per Abo-Service oder ähnlichem lässt sich alles aus Übersee besorgen. Wer Werke abseits des Mainstreams sucht, sollte ins Fachgeschäft und Ab-18-Titel findet man ebensowenig am Kiosk.
Dazu die erwähnten Artikel aus der Comic-Peripherie, die irgendwie dazugehören – finde ich zumindest. Spongebob-Brettspiele, Manga-Poster und Herr der Ringe-Büsten befriedigen den Spieltrieb, auch schon durch’s bloße Angucken und eventuelle ungläubige Kopfschütteln. Bücher und Filme gewähren dem Fan alternative Einblicke in seine Welten – Crossmedia ist ja ein wichtiges Thema. Buch zum Film, Film zum Comic, Comic zum Videospiel etc. Nicht zuletzt gibt es beim Dealer des Vertrauens Wichtiges, um die erworbenen Hefte angemessen aufzubewahren: Hüllen, Boxen und so. Wer sich mit all dem nicht auskennt, kann sich an die Mitarbeiter wenden. Die sind meist netter als ihr Pendant von den Simpsons und haben einen ähnlichen Erfahrungsschatz. Über den verfügen Sammler selbst und diskutieren vielleicht mit Erstgenannten die aktuellen Entwicklungen der Szene, nachdem sie ihre Neuheiten abgegriffen und eventuell Raritäten und ältere Ausgaben gefunden haben. Hier macht Jagen noch Spaß.
All das ergibt die schöne Atmosphäre, die in meiner Kindheit und Jugend einen Besuch im Comicladen in so etwas wie einen kleinen Ausflug in den Vergnügungspark verwandelte. Wäre schade, wenn das ganz verlorenginge. Und seit The Big Bang Theory müsste es auch für Normalos hip sein, mal im Comicshop abzuhängen. Denn die Nerds wissen Bescheid.
Eine Übersicht von Läden in Deutschland gibt es hier.