Videospiele haben sich von den Pong-Anfängen mit Strichen und Quadraten vor schwarzem Hintergrund zu hochkomplexen Unterhaltungsprodukten entwickelt, deren Abbild von Wirklichkeit in vielfacher Hinsicht immer exakter wird. Auch die Verfremdung ins Phantastische bietet natürlich einen stetig steigenden Grad des „Realismus“.
Spiele müssen aber nicht möglichst real sein, um Spaß zu machen. Das weiß, wer z.B. Erinnerungen an Abenteuer aus Bauklötzchen hat – doch das ist ein anderes Thema. Zurück zu Videospielen: Die 16-Bit-Ära steht aus heutiger Sicht in der goldenen Mitte zwischen den spartanischen Anfängen und der heutigen Komplexität, die moderne Konsolen bieten. Sie ist ein beliebtes Ziel der Retrosehnsüchtigen, die eine gar nicht so unbedeutende Rolle im Gaming-Kosmos innehaben. Vor allem Super Nintendo und Sega Mega Drive präsentierten bunte, nicht hochauflösende Pixelwelten voller noch eher kleiner und nicht extrem detaillierter Figuren – deren Zusammensetzung dezent an Bauklötzchen erinnert… Lyrisch-dramatisch ausgedrückt: Die Fantasie spielte noch mit, was natürlich nur halbwegs haltbar ist, wenn es als Gegensatz zum heutigen Erlebnis gelten soll.
Und jetzt schlagen wir einen Haken zu dem Konzept, das mich immer wieder reizt, in Musik, Malerei etc.: das Zusammenführen von Welten, Genres, Techniken oder was auch immer Spannendem. In diesem Fall die grobe Einfachheit der 16-Bit-Heroen, den aktuellen Stand der Videospiel-Technik überspringend versetzt in die hochauflösendste aller bekannten Welten, die Realität. So getan von Victor Benitez, auf dessen Projekt Real Bits mich ein Artikel der Maniac hinwies.
Der spanische Fotograf hat auf seiner Seite eine Reihe von Arbeiten präsentiert, in denen er vorwiegend 16-Bit-Figuren in eine reale Umgebung fügt und damit ebenso ihre pixelige Unvollkommenheit aufzeigt wie auch die fantasiefördernde Schlichtheit betont. Denn die perfekten Hintergründe, vor denen die liebevoll gezeichneten Helden nun kontraststark posieren, werden viele Spieler in ählicher Form beim Zocken im Geiste erschaffen haben, so wie sie die Figuren selbst zum Leben erweckt haben. Schöne Kunst.