Microsoft will verdammt viel: Die Alleinherrschaft im Wohnzimmer. Den gläsernen Kunden, digitales Gold?
Aber von vorne: Nachdem Sony die Playstation 4 schon im Februar vorgestellt hatte, legte Microsoft am 21. Mai nach und präsentierte den Nachfolger der Xbox 360.
Natürlich haben alle Großen berichtet, aus der Videospielszene wie auch den Mainstreammedien. Daher hier nur ein paar den verlinkten Quellen entnommene lose Daten und noch nicht offizielle Behauptungen: Der Name des neuen Gerätes lautet Xbox One, es soll noch in diesem Jahr erscheinen, ein Preis wurde nicht genannt. Gefüttert wird die mit 8 GB RAM ausgestattete One über das Blu Ray-Laufwerk oder Downloads/Streams, Inhalte landen auf der 500 GB Festplatte oder (je nachdem eventuell zum Teil) in der Cloud. Die von der 360 bekannte Kamera Kinect ist in verbesserter Form nun fester Bestandteil – dazu gleich mehr. Verschiedene Betriebssysteme für verschiedene Anwendungen ermöglichen wohl die Reduktion von Ladezeiten. Ohne Onlineverbindung wird vieles nicht funktionieren, diese ist angeblich sogar Voraussetzung zur Nutzung, beziehungsweise die erfolgreiche Verbindung einmal in 24 Stunden. Gebrauchtspiele laufen womöglich nur gegen zusätzliche Gebühr. Das Joypad kommt wenig überraschend daher, die Konsole selbst recht schmucklos, womit sie sich unauffällig in die restliche Multimediausstattung eines typischen westlichen Wohlstandswohnzimmer fügen könnte.
Denn das will Microsoft: Den auch schon von z.B. Sony in der aktuellen Generation angestrebten Schritt von der einfachen Konsole hin zum heimischen Medienmittelpunkt vollständig vollziehen. Fernsehen, Internet, Social Media, Filme, Musik, Skype und, ach ja, Gaming und was nicht alles sonst soll die Xbox One steuern, koordinieren etc. Da kommt die Kamera ins Spiel, bzw. in mehr als das. Das Kinect-System kann nun bis zu sechs Menschen in einem Raum erkennen, sogar im Dunkeln. Nicht nur das, es nimmt sogar die Mimik bis zu einem gewisen Grad wahr und interpretiert diese als fröhlich, gelangweilt usw. Durch Gesten sollen die einzelnen Anwendungen gesteuert werden. Über Kinect läuft generell der gesamte Zugang zur Xbox One.
Also nochmal: Online ist ein ganz großes Thema, eventuell sogar Voraussetzung. Kinect ist immer dabei. Kinect erkennt die Nutzer und ihre Bewegungen und Emotionen. Die sich daraus ergebenden Fragen um den Aspekt des Datenschutzes waren Spiegel Online einen Extra-Artikel wert. Zu Recht, denn die potentiellen Möglichkeiten eines solchen Systems sind faszinierend unheimlich: Man guckt Fernsehen via Xbox One und begähnt das langweilige Programm – diese Info könnte von Microsoft gewinnbringend genutzt werden. Es wäre eine bisher unerreicht präzise Erfassung der Zuschauerreaktionen möglich. Medienproduzenten könnten mit den gewonnenen Erkenntnissen maßgeschneiderte Produkte herstellen. Das Thema Big Data wäre damit auch im Videospielbereich angekommen. Alles wird erfasst, Daten, Daten, Daten. Digitales Gold, der Schatz eines neuen Zeitalters.
Okay, ganz soweit sind wir noch nicht. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich eh nur vage spekulieren und meine Meinung äußern. Ein paar Gesetze limitieren Microsofts Möglichkeiten wohl auch. So soll die Gesichtserkennung nur lokal ablaufen, in der Cloud wird dazu nichts gespeichert. Aus Gamingsicht eröffnen sich sicher spannende Perspektiven. Wenn etwa Teile eines Spiels auf die Cloud ausgelagert werden, um mehr Ressourcen nutzen zu können. Das würde aber dann auf jeden Fall die ständige Internetverbindung bedingen.
Ach. Ich will doch nur spielen. Einstöpseln, auf geht’s. Socal Media und Kram am Popo. Bekomme Bock, ein altes Super Nintendo anzuschmeißen und unbeschwert draufloszuzocken. Wahrscheinlich aber nur so lange, bis ich in verlässlichen Bewegtbildern die Grafikpracht der neuen Generation sehe… Ach.