Rezension: Ozzy Osbourne – Ordinary Man

Mit seinen 71 Jahren ist Ozzy Osbourne längst im Mainstream angekommen. Das demonstrieren eindrucksvoll die Stargäste auf dem ersten Soloalbum des Black Sabbath Frontmannes seit zehn Jahren: Beim Titelstück Ordinary Man singt Sir Elton John mit, Hip-Hop-Held Post Malone ist bei gleich zwei Tracks stimmlich vertreten, auf einem davon rappt auch noch Travis Scott.

Anbiederung an den Zeitgeist? Vielleicht; hätte man sich auf jeden Fall sparen können, denn am meisten Spaß machts, wenn Ozzy die Songs alleine trägt. Was man so natürlich nicht sagen kann, denn die Musiker an den Instrumenten darf man keineswegs unterschlagen. Auch hier Superstars am Start: Duff McKagan (Guns N‘ Roses) Chad Smith (Red Hot Chili Peppers), Tom Morello (Rage Agains The Machine), Slash. Entsprechend gibt’s insgesamt eher Rock als Metal zu hören.

Ein Totalausfall wie Dreamer von 2001 ist nicht dabei, die Ballade mit Elton Johns Beteiligung ist trotzdem ein Tiefpunkt, was nicht an der Gesangsleistung des Pop-Schwergewichts und erst recht nicht am Gitarrensolo liegt. Umso größer der Kontrast zum verzerrten Goodbye direkt davor, das plötzlich drauflos brettert und synchron das Rockherz schneller schlagen lässt. Auch stark: Der schleppende Rocker Today Is The End mit seinem hypnotischen Refrain sowie das treibende Scary Little Green Men. Soweit die Anspieltipps.

Mit Holy For Tonight wechselt der Altmeister noch mal in den Balladenmodus, das Stück profitiert aber vom schönen Refrain und der mal wieder coolen Sologitarre. Zum Abschluss folgen die beiden Tracks mit Post Malone, von denen der erste auf schnellen, schrägen Krach setzt und sich der zweite, Take What You Want mit Travis Scott, schon deutlich vom Rest der Platte abhebt. Trap- bzw. Cloud Rap-Einflüsse – kurz gefasst: überflüssig. Ja okay, schlecht ist das vielleicht nicht (aber nervig, sorry), würde nur eher auf ein Remix- als ein eigenes Ozzy-Osbourne-Album passen. Doch immerhin eilt am Ende abermals ein verliebenswertes Gitarrensolo zur Hilfe.

Eine Offenbarung? Nein, aber langweilig ist Ozzy auch im Rentenalter nicht geworden. Statt auf aktuelle Chart-Künstler sollte der Prince of Darkness sich aber vielleicht lieber auf seine eigenen Stärken, gar die Wurzeln besinnen. Ein Spätwerk von der Klasse dessen eines Johnny Cashs, das wäre etwas, was dieser Legende des Rock noch zu gönnen wäre.

Ordinary Man erscheint am 21. Februar 2020 via Sony Music.